Tunnel statt Brücke. Ruhe statt Lärm. Erholung statt Stress.

Historie

Ein großbürgerlicher Park mit vielen Veränderungen seit 1948, Teilung 1970 und der Hoffnung auf Wiedervereinigung

1895 Park in Markkleeberg begonnen – um 1920 über die Stadtgrenze nach Leipzig erweitert – 1945 enteignet – 1948 bis 1959 Gartenbau-Austellungen im gesamten Park – 1956 Errichtung Parkgaststätte und Staudengarten – 1972 bis 1975 Parkteilung durch Straßenbau, erhebliche gestalterische Veränderungen – in den 1990er Jahren gelangt der Park in kommunalen Besitz von Markkleeberg und Leipzig – bis 2003 Erarbeitung denkmalpflegerischer Zielstellungen für beide Parkteile: Markkleeberger Teil mit großbürgerlichem Landschaftspark, Leipziger Teil mit den Gestaltungselementen der 1950er Jahre – seit 1999 kontinuierliche Umsetzung einzelner Massnahmen der Parksanierung – seit 2010 berechtigte Hoffnung auf Tieferlegung der teilenden Straße, weil die Brücke desolat ist – starke Unterstützung durch bürgerschaftliches Engagement

Paul Herfurth, ein Leipziger Verleger, errichtete um 1895 im Süden der Stadt seinen Sommersitz: eine Villa mit einem Park. In den 1920er Jahren erweiterte er die Besitztümer über den Fluss Pleiße hatte nun einen wunderschönen Park von etwa 30 Hektar. Eine Bestandsaufnahme von 1930 belegt dies detailliert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Park in Volkseigentum überführt. 1946 fand die erste Blumenschau in Markkleeberg vor dem Rathaus statt. 1948 war das Interesse an den Blumenschauen so groß, dass man mehr Platz brauchte und den Herfurth‘schen Park dafür öffnete. Bis Ende der 1950er Jahre wuchsen die Ausstellungen so stark, dass der gärtnerische Teil ab 1960 ein gesondertes Gelände in Erfurt (iga, heute “ega-Park”) bekam und das landwirtschaftliche Thema als “agra” in Markkleeberg/ Leipzig blieb. Das Ausstellungsgeschehen zog mehr und mehr auf das Gelände östlich des Parks an die Bornaische Straße, der Park wurde für die Erholung der Bevölkerung zeitgemäss ausgebaut. Diese Schichten sind bis heute sichtbar und sollen auch erhalten werden.

Der industrielle Braunkohleabbau begann im Leipziger Südraum um 1900. Nach und nach wurden Ortschaften geschliffen und mußten Straßen verlegt werden. So auch die Fernverkehrsstraßen 2 (nach Gera/ Hof) und 95 (nach Borna/ Chemnitz). Für die Ersatzstraßen wurden viele Jahre Varianten untersucht, realisiert wurde ab 1972 eine komplett neue Trasse durch Reste des Auenwaldes und den Park. 1975 waren Strassen und Flußverlegung beendet, der Park mit einer aufgestelzten vierspurigen Straße zweigeteilt und durch die Flußverlegung im südlichen Bereich bis zur Unkenntlichkeit verändert.

Künftig fahren den Prognosen zufolge täglich über 50.000 Fahrzeuge auf dieser Straße. Das Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald, das gleichnamige Vogelschutzgebiet von europäischem Rang, der Park als Denkmal der Gartenkunst: all diese Kriterien müssten bei einem Ersatzneubau der Brücke beachtet werden. Deshalb ist es logisch, dass das denkmalpflegerische Zielkonzept für den agra-Park seit 2003 eine tiefergelegte und abgedeckte Straße (Tunnel) als Hauptziel ausweist. Auf der wiedergewonnenen Fläche soll der durch den Brückenbau vernichtete Staudengarten aus den 1950er Jahren neu entstehen, Blickbeziehungen können wieder hergestellt und der Verkehrslärm stark reduziert werden.